Die 5 Yamas: Die don’ts des Lebens – oder: „Was du nicht willst, das man dir tu, das füg auch keinem andern zu.“

Yoga-Philosophie

1/7/20255 min lesen

1. Ahimsa (Gewaltlosigkeit/Nicht-Verletzen): „Be kind! Zu anderen, zu dir selbst, und ja, auch zu deinen Arschengeln.“

Wo fängt Gewalt an? Hältst du dich für einen friedlichen Menschen? Gewalt kann verschiedene Ausdrucksformen haben und bezieht sich nicht nur auf körperliche Gewalt. Auch in Handlungen wie dem Zuschlagen einer Tür oder dem absichtlichen Zerstören von etwas steckt die Energie von Aggression und Gewalt. Sicher hast du selbst schon erlebt, wie verletzend auch unbedachte Worte oder nonverbale Gesten sein können. Aber lass uns noch einen Schritt weiter gehen. Hast du schon einmal darüber nachgedacht, dass du auch mit deinen Gedanken andere und vor allem dich selbst verletzen und schädigen kannst? Übe dich jeden Tag ein bisschen mehr in Mitgefühl, Sanftmut und Akzeptanz und du wirst merken, dass sich dann oft auch deine Umgebung anpasst. Werde zu einer Quelle des Friedens und der Sanftheit, wir brauchen sie so sehr in unserer heutigen gesellschaftlichen Situation und sehnen uns nicht alle danach!

2. Satya (Wahrhaftigkeit/Nicht-Lügen): Lügen ist wie Junk-Food oder Shopping – es fühlt sich kurz gut an, aber macht langfristig Probleme.

„Die Wahrheit wird dich frei machen“ so heißt es nicht nur in der Bibel. Auch im Yoga und für deine spirituelle Entwicklung spielt Wahrhaftigkeit eine wichtige Rolle, denn Lügen entfernt uns von unserer inneren Wahrheit. Der erste Schritt zu mehr Authentizität ist, ehrlich zu sich selbst zu sein. Doch wir sollten uns bewusst machen, dass unsere Wahrheit immer durch unsere subjektive Wahrnehmung gefiltert wird – es gibt so viele Wahrheiten, wie es Menschen gibt. Wahre Ehrlichkeit bedeutet nicht nur, die eigene Wahrheit zu sprechen, sondern auch zu hinterfragen, ob das, was du sagst, einem größeren Ganzen dient oder lediglich dein Ego befriedigt. Ist es Lügen, etwas nicht auszusprechen? Im yogischen Kontext ist diese Frage nicht leicht zu beantworten. Auch hier solltest du die Absicht hinter deinem Schweigen reflektieren: Dient es der Harmonie und Wahrheit, oder geht es um Selbstschutz oder Bequemlichkeit? Indem du in dich hineinspürst und auf dein Bauchgefühl hörst, kannst du erkennen, was sich für dich stimmig anfühlt. Letztlich ist spirituelles Wachstum ein Weg der Selbstreflexion, auf dem wir lernen, unser Handeln an Dienlichkeit und Authentizität auszurichten. Ehrlichkeit ist ein Ausdruck von Liebe – zu uns selbst, zu anderen und zur Welt.

3. Asteya (Begierdelosigkeit/Nicht-Stehlen): Vom Haben-Wollen zum

Sein-Lassen!

Asteya, das Prinzip des Nicht-Stehlens, erinnert uns liebevoll daran, dass Fülle entsteht, wenn wir achtsam nehmen und geben. Es geht dabei nicht nur um materielle Dinge – wir dürfen auch lernen, keine Zeit, Energie oder Aufmerksamkeit zu nehmen, die uns nicht gehören. Vielleicht bedeutet Asteya, geduldig zu warten, anstatt einem Gespräch die Führung zu entreißen. Oder es lädt uns ein, Ideen zu teilen, ohne das Bedürfnis, sie zu besitzen. Selbst der Drang, ständig online präsent zu sein, kann eine Art „Stehlen“ sein – von unserer eigenen Ruhe und Verbindung mit dem Hier und Jetzt. Wenn wir Asteya in unserem Herzen tragen, erkennen wir, dass uns bereits alles Wesentliche zur Verfügung steht. Die Welt gibt uns so viel, wenn wir sanft und respektvoll mit ihr umgehen. Vielleicht braucht es keine endlosen To-do-Listen oder materiellen Dinge, um zufrieden zu sein. Vielleicht reicht es, bewusst zu atmen und das Leben dankbar zu spüren. Asteya zeigt uns: Wenn wir aufhören zu greifen, öffnen sich unsere Hände für die Geschenke, die uns das Leben uns ohnehin geben will.

4. Brahmacharya (Enthaltsamkeit/Mäßigung): Qualität statt Quantität! Ja, auch beim Sex!

Ursprünglich bezieht sich Brahmacharya im Yoga tatsächlich auf die sexuelle Enthaltsamkeit. Die Yogis waren der Überzeugung, dass sexuelle Energie transformiert werden kann, um unser spirituelles Wachstum zu fördern. Als Yogi strebt man nach der Einheit mit dem Höchsten. Sex wurde eher als Ablenkung und Energieverlust angesehen. Doch bedeutet das, dass wir als Yogis auf Sexualität verzichten müssen? In der heutigen Zeit wäre ein solcher Ansatz kaum praktikabel und meiner Meinung nach eher ein Verleugnen von einem Ausdruck von Liebe, Hingabe und Freude. Sexualität ist etwas Wundervolles, Göttliches – sie bietet die Möglichkeit, dass die Energie im ganzen Körper fließen kann und sich zwei Seelen auf allen Ebenen begegnen, verbinden und miteinander verschmelzen können. Ist das nicht genau das, was spirituelle Transformation ausmacht? Wie also können wir dieses Yama in unser modernes Leben integrieren? Es geht nicht nur um Verzicht, sondern vielmehr darum, ein harmonisches Gleichgewicht in unseren Leidenschaften zu finden. Die wahre Essenz liegt im maßvollen Umgang mit unserer Energie - sei es in unseren Gedanken, in unseren Handlungen oder in den Menschen und Dingen, denen wir unsere Aufmerksamkeit schenken. Wie viel Energie lassen wir bewusst in das fließen, was uns nährt und stärkt, und wie viel verlieren wir an das, was uns letztlich nicht dient? Auch die schönsten Dinge des Lebens können uns schaden, wenn wir ihnen zu sehr nachgeben oder sie als Ablenkung nutzen. Bewusst genießen heißt, im Augenblick zu sein und sich nicht von kurzfristigen Reizen oder impulsiven Wünschen leiten zu lassen. Finde die Balance, die dich auf deinem Weg unterstützt und dir wahre Erfüllung schenkt.

5.Aparigraha (Bescheidenheit/Nicht-Anhaften): Mir steht die ganze Welt zur Verfügung, aber ich besitze sie nicht!

Es ist die Einladung, sich nicht an Besitz, Meinungen oder sogar an das eigene „Ich“ zu klammern. Denn das, woran wir uns festhalten, fängt an, uns zu besitzen. Wenn du also überlegst, ob du diesen neuen technischen Gadget oder die die neueste Klamotte brauchst, erinnere dich daran: Dinge kommen und gehen, aber dein wahres Selbst bleibt unberührt. Anhaften bedeutet, zu glauben, dass du ohne dieses „Etwas“ weniger wert bist, aber Aparigraha zeigt uns, dass wahre Erfüllung nicht von äußeren Faktoren abhängt. Wenn wir uns nicht an unseren Besitz oder unsere Vorstellungen klammern, schaffen wir Raum für das Leben, um sich zu entfalten, mit all seinen Höhen und Tiefen. Es ist der tiefere Zustand, in dem du dich leicht wie ein Blatt im Wind fühlst, bereit, mit den Veränderungen des Lebens zu tanzen, ohne festzuhalten oder zu kämpfen. Denn das Anhaften ist wie ein schwerer Rucksack, der uns daran hindert, das Leben in seiner vollen Leichtigkeit zu erfahren. Wer an nichts festhält, hat alles, was er braucht: inneren Frieden, Freiheit und die Fähigkeit, in jeder Situation zu fließen. Wenn du in der Yoga Praxis die Gedanken loslässt, das Streben nach Perfektion aufgibst und einfach im Moment bleibst, übst du Aparigraha. Es bedeutet, sich mit dem Fluss des Lebens zu verbinden, ohne zu erwarten, dass alles so bleibt, wie es war oder ist. Wenn du loslässt, wirst du in der Tiefe erkennen: „Du bist nicht das, was du besitzt. Du bist, was du loslassen kannst.

Die Yamas sind fünf ethische Prinzipien, die dir eine Orientierung geben, gewisse Werte und daraus entstehendes Verhalten konstruktiv im sozialen Miteinander zu leben.